Elena Becker von Hag

aus: Jeder ist ein anderer (Roman) Urtext (©1990)

>> Sie willigten ein, von der Bahnsteigkante einen Schritt zurückzuweichen, als der Zug in den Bahnhof einfuhr. Die Oberleitung war mit einer dünnen Schicht aus Eis bespannt, ein Hindernis, das die Elektrizität überwand, indem sie Funken schlug. Kurze, schnelle Phänomene, die seine Aufmerksamkeit auf sich zogen.

Visionen einer möglichen Zukunft, die sich vom Gegenwärtigen lösten. Sie flogen davon auf wie silberne Vögel, die aus dem Geäst hervorbrachen. Solche auf der Flucht.

Die Temperaturen waren seit gestern weit unter Null gesunken. Es hatte während der Nacht gefroren, jedoch nicht geschneit. Die Gegend erstarrte zu Glas, still und unbeweglich. Jetzt sprangen sie ein Stück auseinander und erkannten sich mit flüchtigen Blicken in der Gemeinschaft ihrer Ankunft und der Strecke, die sie nun ebenso gemeinsam zurücklegen würden, der letzten nach all den eigenen. In diesem Moment, in dem Moment des Funkenschlages, den nur er so erfaßte, wie er es tat, hörte er auf oder hatte der Gedanke selbst, eher er selbst, aufgehört, gedacht zu werden wie alle Erinnerung, wie die Hoffnung in die Zukunft, Schienen, gleichgültig wohin. Die Gesichter, die er erinnerte und die nun in den Fenstern des Zuges reflektiert wurden, zogen vorüber und vorbei. Vorbei. Nur so war es möglich, daß er den Gedanken nicht vermißte, der fiel, wie ein Kieselstein fällt, nach ein und demselben Gesetz.

Während der ganzen Fahrt blieb er im Gang des Zuges stehen, der anfuhr, abstoppte, da die vielen dazwischengelegten Haltestellen die Mühe unnötig machten, eine passable Geschwindigkeit zu erreichen. Hätte er sich einen Sitzplatz genommen, so hätte er sich darauf eingelassen. So aber demonstrierte er seinen Widerspruch, als könne er jederzeit seinen Standort dazu verwenden, um von ihm wegzuspringen. Doch er mußte Halt suchen, den ihm der Rahmen des Fensters bot. Immer einen Augenblick zu spät.

Der Zug hatte die Stadt hinter sich gelassen, in der er die letzten zwei Jahre, seit er aus seiner Heimat geflüchtet war, verbracht hatte. Die Gegend streunte vor seinem Fenster, vereinzelt streiften Felder. Freies Land, das sich vor seinem Fenster in ebener Fläche aufspannte und aus der engen Linie der Häuserfronten, ausbrach. Nur gelegentlich tauchten jetzt noch, furchtsam in sich zusammengekauert, Gruppen von Nadelbäumen auf. Solche, die in einiger Entfernung standen und nachwinkten. Fehlten ganz.

Im neuen Wohnheim, in das sie verlegt wurden, hatte man ihm ein Einzelzimmer zugewiesen. Die Räume waren frisch renoviert und neu möbliert. Er sah sich um. Noch waren sie nur wenige, die sich auf das Haus verteilten, die sich über den Gang hinweg zunickten und sich abends im Fernsehraum trafen. Doch man rechnete mit der Ankunft weiterer Asylanten und bald würde auch hier jeder Zwischenraum von einem Atem aus Zigarettenrauch, Essensgerüchen und dem Lärm von Radios und Türen durchströmt, der sie umschlich, auf der Suche nach einem Minimum gewährter Distanz und sich wütend gegen die Scheiben schlug, daran Bahnen zog, wie von Schweiß und in den Gängen ruhelos auf- und abzog. Kaum einer, der, wenn er bislang noch nicht rauchte, hier nicht damit begann und sich zu einem Verbrauch von mindestens einem Päckchen pro Tag steigerte. Sie saßen, stumm und vor sich hin starrend, in ihren Zimmern und rauchten. Sie stießen, ein jeder, mit jedem Zug ihr Gedächtnis aus, das sich von ihnen entfernte und aufstieg und sich so betrachten ließ, das, so aufgegeben, sie verließ und sich draußen, in den Gängen mit denen der übrigen vereinte und neu formte, als ein einziges ein Gewebe.

Er konnte es nicht abschlagen, wenigstens ab und zu in den Gemeinschaftsraum zu den übrigen zu gehen. Nicht gut, immer allein. Da er aber die meiste Zeit und gern allein war, nannte man ihn, im Spaß zunächst, den "Dichter" und gab seiner Eigenart damit eine gewisse Rechtfertigung. Doch bald wandelte sich die Vermutung zu der Feststellung, daß er tatsächlich ein Dichter war und zu sein hatte und schließlich war er ihnen den Beweis schuldig, ein Dichter zu sein. Aber daß er, der Dichter, nun wieder so außergewöhnlich war, heizte die Fragwürdigkeit seiner Anwesenheit an, mitten unter ihnen. So wurde alles, was er tat, bis hin zum Banalsten, Gegenstand ihrer Aufmerksamkeit und ein Indiz ihrer Behauptung. Aber möglich, daß sie sich von nun an verabredeten, ihn zu ignorieren, seine Gegenwart einfach auszulöschen vor dem Tatbestand seiner Anmaßung, ein Dichter zu sein. Möglich, daß er selbst der Aussender des ihn umgebenden Mißtrauens war und dessen gefundenes Ziel zugleich.

Sie rauchten und tranken dazu Kaffee, der bald die Hauptursache ihrer Magenbeschwerden wurde, in solchem Ausmaß verbraucht, worauf er sie hinwies. Man vermutete sodann, er sei Arzt und nannte ihn den "Doktor", der Dichter war. Er hielt sie nicht davon ab, über seine Existenz zu spekulieren. Stattdessen spielte er gerne mit ihnen Schach, während sie sich, selten in der gleichen, oft in einer Art Zwischensprache und mit heftigen Gesten durchmischt, über die an den Stehcafés und am Bahnhof getätigten Geschäfte unterhielt. Radios und weitere Objekte. Oder über die Versuche, Schwarzarbeit zu finden, über Frauen, die den Bezirk vermieden. Selten aber über den Stand ihrer Verfahren, die Verlängerung ihrer Aufenthaltsgenehmigungen, als könnte das Mitwissen eines anderen den Verlauf ihrer Verfahren beeinflussen. Vielleicht aber auch nur wegen deren Undurchschaubarkeit. Man realisierte Möglichkeiten, Schwarzarbeit, irgendein Handel. Jede Möglichkeit ein Verdacht von Zukunft, hoffnungsvoll wie der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee, von Neuem nach einer bestimmten, absehbaren Zeit und solange wirklich, als sie nicht als unmöglich bewiesen waren. Ob er nicht ein Gedicht vorlesen könnte, fragte man ihn dann, als er die letzte Figur setzte.

"In welcher Sprache?", versetzte er, als er aufstand und ging.

Auf dem Weg zum Amt, wo er sich regelmäßig einfinden mußte, lag die Kirche von Buchau, ein helles Sandsteingebäude, deren Turm auf die kalte Sonne zielte und sie traf, nur im Nebel nicht sichtbar. Das war der Ort, an deren Mauern er entlangstreifte und sie befragte, ob sie ihm ihre Vergangenheit preisgaben, über die das winterkahle Efeu hinwegwucherte und sie bedeckte. Doch nur die Jahreszahl auf der Innenseite des Portals konnte sich präzise ausweisen, während der Innenraum nach wie vor dunkel blieb und sein Geheimnis mit geballter Hand umschloß. Dann hatte er, bis sich seine Augen an die Umgebung gewöhnt hatten, bereits bis ganz vorne das Schiff durchwandert, wo sich die Lichter kreuzten. Um eine Weile darin zu bleiben, ein Taucher.

Ich bin ein Dichter, ich bin ein Maler, ich bin ein Pianist, ich bin ein Bauer ohne Land, ich bin ein Arzt in einem Land voller Ärzte. Er schloß die Augen vor der Sonne, die den Schleier zerriß und bewahrte ihr Bild. Er malte in seiner Vorstellung die Umrisse des Gebäudes im Gegenlicht nach und schraffierte die Muster, die die schwarzen Äste der Bäume auf den Boden warf. Er zählte die Zahl der Tauben, die sich zu seinen Füßen versammelten und vergaß sie sofort. Tauben, überall Tauben. Diese grauen Vögel, ungebetene Gäste, die hier einfielen und sich sprunghaft vermehrten. Sie ergriffen Besitz von den Kieswegen und den Rasenflächen, von jeder Ecke und jedem Vorsprung des Gebäudes, auf dem sie sich niederließen, obwohl man sie deshalb mit Netzen verhängt hatte. Es seien zuviele, hieß es. Doch sie ließen sich durch keine einschränkende Maßnahme, sei sie noch so drastisch, zurückhalten, so bauten sie zwischen den Nischen ihre Nester und zogen dort sie ihre Jungen auf, immer wieder Durchschlupf gefunden. Sie gaben nicht auf, danach zu suchen und ihre Nester zu bauen, auch, wenn sie von heftigem Regen oder Wind zerstört und die jungen Vögel, die keinen Halt fanden und stürzten. Doch sie fielen niemals ganz, sie blieben mit ihren nackten und vor Kälte zitternden Körpern in den Netzen hängen und verendeten dort.

Wie Wasser liefen die Vögel vor den Füßen der Alten ziellos umher, die sie von ihren Parkbänken aus fütterten, die Beschäftigung ihrer Nachmittage, manche, die sich mit ihnen unterhielten. Und sie gaben Antwort oder ließen den Eindruck entstehen, als übersetzten sie das Gehörte in ihre Sprache und tauschten die Information untereinander aus, mit heftigem Kopfnicken. Sie ließen sie glauben, daß die Vögel täglich auf ihre Besuche warteten. Und täglich bestimmte er in seiner Vorstellung eine andere neu zu seinem persönlichen Besitztum. Die betrachtete er dann besonders aufmerksam und alle ihre Gesten und Laute, das Muster ihres Gefieders, das er zeichnete und das sie jetzt von allen anderen unterschied, waren nun außergewöhnlich.

Aber war er ein Maler, solange er diese Tätigkeit nicht ausübte, die eines Malers, aber er trug noch die Spuren von Farbe an den Händen seiner Vorstellung? Oder war er nicht vielmehr ein Schriftsteller, der nur voreilig versuchte, in einem Bild festzuhalten, wofür er noch keine Sprache fand, so, wie nur ihm es gelang, es zu erfassen und kein anderer.

Aber niemals konnte er beides zugleich tun, Maler und Schriftsteller sein, denn wenn er dies tat, eines von beiden, war es notwendig, sich zu entscheiden. Aber das Sehen ging beidem voraus, das war die Bedingung, der die Beschreibung im Bild oder der Sprache folgte. Das Sehen war dasselbe und beides zugleich. Solange er sich nicht entschied, so entschied er, solange war er identisch mit dem, was er sah, dem Gegenstand, die Figur, die er betrachtet, der Baum, den er sieht, die Landschaft, die ihn umgibt, und jederzeit davon frei, da sie ihm begegnete und nicht er selbst. Tausend Bilder, die nie gemalt wurden, existierten sie doch in ihm, der seinen Nachweis nicht brachte, ein Maler zu sein. Das Malen war nur noch der Widerstand, der noch besteht, notwendig, den Gegenstand zu finden. Er nahm einen Sitzplatz ein, der durch den Aufruf eines anderen frei wurde. Er setzte sich neben einem weiteren Wartenden, der ihn weder beachten würde, noch ansprechen in der gleichen oder einer Art Zwischensprache. Der kurz aufsah und ihn auf die Dauer seines bisherigen Aufenthalts ansprach. Doch es waren nur nervös ausgesandte Sätze, die eigentlich nicht einander galten, die Wand des Schweigens nicht durchbrachen, die vor ihnen stand und sie trennte, einander Fremde. Er konnte, als er dem Beamten gegenübersaß, trotz des Übersetzers nur schwer seinen Fragen folgen. Und dessen routinierte Freundlichkeit konnte ihm letztlich keine verläßliche Auskunft über seine Aussicht, einen verlängerten Aufenthalt zu erwirken, geben, obwohl sein Status bereits als erwiesen galt. Doch die Lage, hieß es, habe sich nun geändert und so bestünde für ihn keine Gefahr, zurückzukehren. Doch das war unmöglich.

Was war der Unterschied? Zwischen Leben und Überleben. Wollten sie überleben oder wollten sie nur einfach besser leben, besser, als dort, nicht schlechter als hier. Schon der Beschluß, zu gehen, fiel ihnen so schwer und war mit all den Mühen beschwert, daß ihnen die Ankunft fast wie eine Garantie erschien. Welche Mühen dann, das Gehen zu überstehen. Sag mir, warum nichts bleibt davon, nichts, als ein Film im Kopf. Ein Fremder, der geht, ein Fremder, der überlebt. Von all den andern nur einer. Vielleicht, weil keiner uns begleitete, die Mühe eines Zeugnisses auf sich zu nehmen und unsere Erinnerungen zu teilen. So blieben wir allein. Und manchmal dachte ich, es gibt mich nicht mehr. Oder ich sei ein anderer, als der, der ich glaubte zu sein. Nein, ich war ganz ausgelöscht. Kein Gedanke, der sich mit mir noch befaßte, als von einem, der dies tut oder das. Ich war der Schritt, den ich setzte und der, der sich anstrengte, dem ersten zu folgen, seine Geschwindigkeit zu halten, war mir schon unbekannt. Oder gar nicht vorhanden.

Eine Last, die auf meinem Rücken spannt, deren Gewicht immer gleich blieb, bis sie nicht mehr zu spüren, bis sie verschwand. Und die mich erschöpft zu Boden warf, in einen Schlaf, von dem ich wieder dankbar erwachte nach unbestimmter Zeit. Und die Gesichter, nach denen ich hungerte und die mir so notwendig waren, waren mir doch so gleichgültig und alle gleich. Alle unterwegs. Wie Vieh, das gemeinsam entlangtrottet, das seinen Treiber verloren hat und nur noch in ausgedorrter Erinnerung den Ort kennt, an den es einmal zur Tränke geführt wurde. Weitergehen, nicht aufhören. Nur durch das Gehen bin ich noch bewiesen. Der Weg ist mein Resultat, das ich vorweise. Könnte ich anhalten. Stehenbleiben. Nein, nicht. Ich fände mich allein.

Aber jetzt, sag mir, was sind wir und wer? Bin ich nicht ein Lehrer ohne Gedächtnis, ein Versehrter. Oder dann ein Pianist, ein Maler mit zerbrochenen Händen, die unbrauchbar wurden. Ein Dichter, der seine Sprache verlor und sie nicht mehr finden kann, dessen Bücher verboten und für immer vernichtet sind. Ein Arzt in einem Land voller Ärzte. Dasselbe und alles zugleich. Sag mir den Unterschied. Sag mir, warum nichts bleibt davon in meinem Kopf als ein Film.

Von einem, den ich mit jedem Gedanken vergesse, seit er mir gleichgültig wurde. Was bleibt, einzig, ist meine Gewohnheit, zu essen und zu schlafen.

Und das bestimmungslose Warten auf das Ende des Wartens, das uns die Zeit nicht vertreibt, sie bringt.

Diese Sprache, die ich nicht begreife, das Hin und Her der Verwandlung, ein Frage-Antwort-Spiel. Würde ich sie begreifen. Ich würde die Bücher lesen, die ich hinter den Schaufenstern der Geschäfte betrachte, wenn ich an ihnen vorübergehe. Sie würden sich, einander unbekannt, in meinen Regalen zu einer neuen Einheit vereinen, mein neues Gedächtnis bilden. Ich würde die Geschichten erzählen anderer, die ich nicht kannte, die mir unbekannt waren und Fremde.

Ich würde sie erzählen, wie die von Vertrauten, mit ihnen vertraut. Aber von mir ausgesandt und so weit wie möglich weggeworfen, würden sie doch zu mir zurückkehren, um mir wie Fremde zu begegnen, und, von mir frei, mir zu zeigen, wer ich wirklich bin. Vielleicht bin ich ein anderer. Ich wäre seine Rechtfertigung, ich würde sein Zeugnis schreiben. Ich würde seine Geschichte erinnern wie der auf die Erde zurückgelegte Kopf eines Sterbenden. Eines anderen, zu dem ich werde, der ich bin und war, ohne mich in ihm bloß zu spiegeln, in seinem Bildnis. Ich will davon rein bleiben, wieder selbst rein werden und von mir entfernt.

Nur so ist die Distanz zu gewinnen, die es mir erlaubt, mich zu ertragen, mich meiner Last zu entledigen. Die einzige Chance, mir zu entkommen. Ich schreibe, ich erzähle. Ich erinnere mich und vergesse zugleich. Ich gehe von mir weg und kehre zu mir zurück. Ich durchmesse die Strecke dazwischen. Nur so ein anderer, der sich selbst fremd ist und von sich frei. Nur so ich selbst. Nur so wirklich. Ich leere meinen Kopf ganz aus, wie auf nassen Asphalt, der unter mir liegt. Von mir ganz frei, bin ich das Papier, das ich beschreibe und die freien Linien, die zwischen den Wörtern entstehen und sie unterbrechen. Viele Straßen, auf ihnen zu wandern.

Das Fenster am Ende des Ganges hatte seinen Ausdruck verändert. Schon im Zimmer war er von der plötzlichen Unentschiedenheit des Wetters abgelenkt, die es erforderlich machte, das Licht einzuschalten. Draußen hatte ein aufkommendes Gewitter die Straße verdunkelt und zwischen beiden Fronten jagten Geschoße, die zwischen ihren wartenden Reihen explodierten, um mit gleichem Feuer erwidert zu werden, während sich die ängstliche Straße unter den Gewehrsalven duckte. Die hervortretende Sonne umriß nun die Häuserfassaden mit einem scharfkantigen, roten Licht, ein Puls, der schlägt.

Er tauschte eine Utopie gegen eine Illusion, doch sich dazu zu entschließen war notwendig und die einzige Möglichkeit, die ihm blieb, wollte er nicht stehenbleiben und umkehren. Er setzte den Weg fort, der am Fluß entlang führte. Er verfolgte den Zug des Nebels, der über dem schwarzen Fluß lagerte, der ihm tief schien. Der aber, den er verfolgte, entwich durch laublose Bäume und entkam. Unbekannt die Herkunft des Flusses, an dem er entlangwanderte und stets in ein und dieselbe Richtung floß. Unbekannte, die ihm begegneten, die aus der Entfernung heraus Gestalt gewannen, plötzlich nahe, plötzlich real. Sie nahmen sein Bild wie eine Fotografie mit sich, die ihn auswies, seine Körpergröße, die Farbe seiner Haare, die Form seines Gesichts, eine Aufnahme seiner Augen, nur flüchtig und zufällig. Dann wurde er hervorholbar, je nach der Wichtigkeit des Gesprächs, das die Begegnenden führten, ein unverzichtbarer Teil ihrer Erinnerung. Und indem sie nicht anhielten, umkehrten, stimmten sie zu, ihm zu begegnen. Er war ihr Begegnender, den sie akzeptierten. Als ein Begegnender. Und die flüchtige Mißbilligung, auf die er bei ihrer Begegnung traf und ihm zur anderen Seite hin auswich, galt nur der dunklen Farbe seiner Haut, seines Haars und der Fremdheit seines Gesichts.

Er blieb an der Stelle stehen, an der sie das Flußbett tiefer gelegt hatten, ein Knick in der Gleichförmigkeit seiner Bewegung, als habe man den Fluß genommen, ein Stück Blei, das man zerschlug. Die Bruchstelle war rauh und wie abgerissen von der noch immer glatten Oberfläche, die ihr vorauslag und ihr folgte, ahnungslos, was ihr geschah. Er blickte in die Richtung, aus der er kam. Der Bruch wird ihn endgültig davon trennen, daß keine Rückkehr mehr möglich war, selbst, wenn er auf einmal seinen Entschluß änderte und umkehrte.