Elena Becker MA

Politisches Vorhaben oder: Welt-Maschine

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Der nach dem Ausscheiden seiner -republikanischen- Konkurrenten einzig verbliebene Herausforderer des amtierenden US-Präsidenten Joe Biden, D. Trump, hat eine „Vision“: im Fall einer Wahlniederlage „prophezeite“ Trump in einer aktuellen Aussage einen „blutigen (sic) Bürgerkrieg“(!).

Indessen einigten sich „Demokraten“ und „Republikaner“ im US-Parlament auf einen -gemeinsamen- Haushalt.

Innenpolitisch wurde im deutschen Bundesrat über das (sog.) Wachstums(-chancen-)gesetz entschieden, das Investitionen für Unternehmen bereitstellt. Die CDU knüpfte ihre Zustimmung an eine Entlastung für Landwirte.

Für landwirtschaftliche Produkte aus Rußland und(!) der Ukraine sollen in der „EU“ wieder „Zölle“ erhoben werden.

Gleichzeitig soll die Ukraine von den EU-Ländern mit einer Gesamtsumme von 500 Mrd. Euro unterstützt werden.

In einem Referendum soll in der Schweiz über ihren Neutralitätsstatus abgestimmt werden. Aktivisten protestierten gegen eine „Atomkraft“-Tagung in Brüssel.

Im Bemühen um eine -neutrale- Perspektive, die die -theoretische- „Auswahl“(M. Foucault)1 von -historischen- „Gegenständen“(ebd.), „Formationen“(ebd.) oder -Richard Rorty („Wahrheit und Fortschritt“)- „Gestalten“2 bestimmt, erhalten -polare- Gegensätze oder „Synkretismen“(Rorty, ebd.) oft erst ein besonderes Schlaglicht.

Eine -“narrative“(Rorty, ebd.)- Erzählform, in der beispielsweise philosophie-geschichtliche Ereignisse und -mit ihren jeweiligen Propagenten verbundene- „Phasen“ miteinander verknüpft und retrospektiv geschildert werden, reklamiert für sich den Anspruch einer -superioren- Ebene, Richard Rorty:“durch Aufstieg zu (diesem) Abstraktionsniveau Neutralität zu erlangen.“(R. Rorty. Wahrheit und Fortschritt. S. 19)

Dem gleichen vorwissenschaftlichen (sog.) „Objektivitätspostulat“ ist auch -Michel Foucaults- Statement in „Archäologie des Wissens“ gezollt:

“Ebenso wie man die Formation der Gegenstände weder auf die Wörter noch auf die Sachen, die der Äußerungen weder(!) auf die reine Form der Erkenntnis noch auf das psychologische Subjekt, die der Begriffe weder auf die Struktur der Idealität noch auf die Abfolge der Ideen beziehen durfte, darf man die Formation der theoretischen Auswahl nicht(!) auf ein fundamentales Vorhaben noch auf das sekundäre Spiel der Meinungen beziehen.“(M. Foucault. Archäologie des Wissens. S. 103)

Niemand wird aber ernsthaft bestreiten können, daß eine (sog.) „narrative“, also erzählende Darstellungsform, sei es eine historische, evolutionäre oder mythologische, nicht vor „synkretistischen“ Meinungen, Interessen und ihren (sog.)“Wahrmachern“(Rorty, S. 52) gefeit ist, die in der Geschichte einen -prototypischen- „Gestaltwechsel“(Rorty, S. 20) performieren.

Ein „synkretistischer“ Gestaltenwechsel ist in der -sukzessive hintereinander- in Erscheinung getretenen Abfolge von -“visionären“ - Wahrmachern wie es zweifellos Martin Luther King war mit seiner bahnbrechenden(ebd.) Aussage „I have a dream“ bis hin zu seinem -idiosynkratischen- Gegenpol, D. Trump, unverkennbar.

Neben einer -formal- ähnlich konstruierten Aussage, die einer „Zukunftserwartung“ Ausdruck gibt, besteht eine -inhaltliche- Übereinstimmung in der -intendierten- Konsequenz, konkret: einem un-mittelbar davon ausgelösten „Bürgerkrieg“.

Die historische „Aussage-Ereignis-Formation“, die, wie Daniel Bell in „Die Zukunft der westlichen Welt“ dokumentierte, in den USA 1963 den „Marsch nach Washington“(D. Bell)3 zur Folge hatte, dient, wenn auch mit völlig anderem Vorzeichen, als -ansonsten- zukunftsoffenes „Skript“(N. Luhmann. Die Politik)4. „Skripts“ sind, erklärt Niklas Luhmann in „Die Politik der Gesellschaft“, präformierte „distilled ideologies“(ebd.), die einer weiteren „Kausalattribution“(ebd.) und -assoziierten- „Wert“-zuweisung (ebd.) -struktural- vorgegeben sind.

„Erst die Wertungen“, erläutert Niklas Luhmann,

„legen dann fest, in welcher Richtung(!) das Skript zu benutzen ist, ob man also etwas für oder gegen Arbeitslosigkeit, Umweltverschmutzung, zunehmende Kriminalität, Ausländerfeindlichkeit, stärkere Integration Europas etc. zu tun sich vornimmt.“(N. Luhmann. Die Politik der Gesellschaft. S. 157)

Anstelle von „Skripts“, die auf einen -politischen- entscheidungs- und handlungstheoretischen Kontext sowie -situationsspezifische- „Schemata“(ebd. S. 155) wie z.B. „Parlament“, „Anfrage“ etc. (ebd.) zugeschnitten sind, prägte der amerikanische Kongitivist C.S. Wright die Vorstellung einer kausal-ontologischen „Repräsentations“- oder „Input-Output-Maschine“(Rorty, S.49ff).

Im Kern beinhaltet CS. Wrights Auffassung die -Meinung-, daß das Streben nach „Wahrheit“ zugleich eine von einer zur Wahrheit verpflichtenden „Norm“(Rorty, S. 39) geleitet sei, wie sie dagegen etwa in Tarskis Sprachtheorie fehle.

Wrights darin geforderter -Rorty:- „metaphysischer Akrtivismus“(Rorty, S. 39) verficht eine -offene- Gegenposition zu einem -Wright:- „Quietismus“(ebd. S. 38), der nach Wrights Überzeugung, „auf die Anschauung hinauskommt, daß bedeutungsvolle metaphysische Debatten unmöglich sind.“(R. Rorty. Ebd. S. 38)

Damit wendet sich der reaktivierte -metaphysische- Standpunkt Wrights gegen einen -J. Dewey´schen (u.a.)- „Pragmatismus“, der nach Worten Richard Rortys u.a. dem

„Bestreben (diente), solchen Debatten ein Ende zu bereiten, und zwar nicht durch den Nachweis, daß sie unmöglich oder sinnlos seien, sondern durch den Nachweis ihrer Witzlosigkeit(sic.).“(Rorty, ebd.)

Was aber für eine -metaphysisch orientierte- „philosophische Reflexion“(ebd. S. 39) ausschlaggebend ist und -für Wright- bleibt, ist die -normative- Unterscheidung zwischen „berechtigter Behauptbarkeit“(ebd.) und -der Norm- der „Wahrheit“(ebd.), die nicht nur als „formal“ wahrheitsbestimmende „Norm“ zur Verifikation einer Aussage etc. statuiert ist, sondern zum -leitenden „Gebot“(Rorty, S. 38) oder „Ziel“(ebd. S. 39) erhoben ist.

Anscheinend fühlt sich nun der -“ironische“- Pragmatist Richard Rorty dazu angestachelt, die von Wright neu angefachte Debatte nicht „witzlos“ werden zu lassen:

„Ein phantasiebegabter Akteur“, argumentiert Rorty,

„der sich immer mehr Ziele setzt und damit immer mehr Beurteilungsmaßstäbe für die bewußte Auswahl zu vollziehender Schritte schafft, wird schon mehr Leitsysteme in Funktion haben, als man auseinanderhalten kann. Er wird beispielsweise versuchen, bei jeder Zielscheibe, auf die er anlegt, ins Schwarze zu treffen; er wird versuchen, jeden Wettbewerb im Bogenschießen zu gewinnen, als vorzüglicher Bogenschütze bekannt zu werden, Weltmeister im Bogenschießen zu werden, die Göttin Diana zu erfreuen und eine wohlgesinnte Befürworterin zu gewinnen. Soweit er das erkennen kann, werden alle diese Ziele in präskriptiver(!) Hinsicht zusammenfallen – sie alle leiten ihn zur Ausführung genau derselben Handlungen, während er zugibt, daß zwischen der Erzählung der letzten beiden Ziele und der Erreichung der ersten vier womöglich keine extensionale Übereinstimmung besteht. Ihm ist nämlich das Gerücht zu Ohren gekommen, Diana habe seit langem ihr Interesse am Bogenschießen verloren und begeistere sich jetzt für Karate(sic).“(R. Rorty. Ebd. S. 42)

Anstelle zu „reflektieren“ darf man sich jetzt vor Lachen „biegen“(?).

Anlaß zu -weiterer- Debatte liefert das Problem -die Frage- realer „Meinungsverschiedenheiten“(ebd. S. 31), die von einem kognitiven „Mangel“(ebd.) nur durch eine -eingehende- Angabe und Beschreibung der „Input-Output-Funktionen“(ebd.) abgegrenzt werden könne.

Die -Wrights- „Binsenweisheit“(ebd. S. 49) über eine im Terminus der „Repräsentationsmaschine“(ebd. S. 49) -funktional- geregelte „Konsens/Repräsentation“-Vorrichtung (ebd.) besitzt auch offenbar entweder die Möglichkeit einer „Fehlfunktion“(ebd. S. 51) oder sie unterliegt -historisch- variablen Parametern.

„Doch wenn“, macht Rorty geltend,

“die Repräsentationskonventionen ebenso anstandslos variieren dürfen wie der Humor(sic)- oder wenn, um es sachlich treffender auszudrücken, die allein relevante Art von Vorwurf, die man erheben kann, diejenige trifft, die sich bei der Durchsetzung gemeinsamer praktischer Ziele nicht kooperativ genug verhalten-, ist die Repräsentationalität ein ebenso unsicherer Kantonist(sic) wie die Konvergenz der Meinungen.“(Rorty, ebd. S. 49f)

Daß, wie Richard Rorty Wright außerdem vorhält, es in -diskursiven- Debatten oder -thematischen- Wissensdiskursen nicht zwangsläufig um den „Realismus“(ebd. S. 50) als solchen geht, ist eine Konzession, die eine -metaphysische- Wahrheitstheorie etwa gegenüber -Foucaults- „Analyse“ des Wissens abzuringen wäre.

Allerdings passen die Feinabstufungen, die zwischen der reinen „Ebene der Existenz“(Foucault, S. 102) und den von einer Analyse untersuchten natur-geschichtlichen (etc.) Wissensformationen bestehen, noch weniger in das Schema einer zweigeteilten „Input-Output“-Funktion (Rorty,S. 59) der „Natur“(ebd.), die es so den „Subjekten“ -noch weniger- erlaubt, etwa, Kommentar Richard Rorty:

“als brave Anhänger Darwins die Geschichte unserer Entwicklung vom Affendasein bis zur Aufklärung mit möglichst wenig Unterbrechungen erzählen zu wollen.“(R. Rorty. Ebd. S. 59)

Ebenso entschieden hätte Michel Foucault mit seiner „Archäologie des Wissens“ jedoch die -Th. Kuhns und J. Deweys (Rorty, ebd.)- Position abgelehnt, die zur Feststellung einer „historisch-soziologischen Erklärung des Ursprungs“5 gelangt wäre, die das „sekundäre Spiel der Meinungen“(Foucault, S. 103) an seinem Zeitachsen orientierten „Raster“(ebd. S. 102) ausrichtete.

Dazu ein Zitat Michel Foucaults:

“die Naturgeschichte in der (klassischen) Epoche ist etwas anderes als die Konfrontation im Vorraum der (manifesten) Geschichte zwischen der Vision(!) ... eines statischen, geordneten, aufgeteilten und von seinem Ursprung an dem klassischen Raster weise angebotenen Universums und der noch etwas konfusen Wahrnehmung einer Natur..., ebenso ist die Analyse der Reichtümer etwas anderes als der Interessenkonflikt zwischen einer Bourgeoisie, die..., ihre ökonomischen oder politischen Forderungen durch die Stimme der Physiokraten ausdrückt, und einer Handelsbourgeoisie, die protektionistische oder liberale Maßnahmen durch die Utilitaristen verlangt. Weder die Analyse der Reichtümer noch die Naturgeschichte können, wenn man sie auf der Ebene ihrer Existenz, ihrer Einheit, ihrer Permanenz und ihrer Transformationen befragt, als die Summe dieser verschiedenen Optionen betrachtet werden. Diese müssen im Gegenteil beschrieben werden als systematisch unterschiedene Weisen, Diskursobjekte zu behandeln (sie abzugrenzen, sie zu trennen, sie zu verketten und sie voneinander ableiten zu lassen).“(M. Foucault. Archäologie. S. 102)

Die -Foucault- „historische“ Analyse von Diskursobjekten bewegt sich nur innerhalb ihres -immanent aufgeteilten- „(vorliegenden) Gegenstandsbereichs“(M Heidegger)6, auf den die -objektiven- Wissenschaften, schreibt M. Heidegger in „Der Satz vom Grund“ bezogen(ebd.) bleiben.

Aber für Foucault bedeutet die Aussage „es gibt“(Foucault, S. 161), das ein „Quasi-Unsichtbares“(ebd.) indiziert, nicht etwas, das in einem ein- und demselben – Heidegger- „Stil des Aussagens“(Heidegger, ebd.) ausgedrückt und -kausal- „erklärt“ würde.

„(i)m Gegenteil“, notiert Foucault in „Archäologie“, „hängt die Weise, auf die die verborgenen Elemente funktionieren(!) und auf die sie wiederhergestellt werden können, von der Aussagemodalität selbst ab.“(Foucault, ebd. S. 160)

Die Aussage „es gibt“ ist also inhaltlich-objektiv indeterminiert oder ebenso „neutral“ charakterisiert wie die „Materie“ der Atomphysik, die das -Vorhaben- der wissenschaftlich-experimentellen „Anordnung“ reflektiert und in ihre Vor-“Aussage“ herein nimmt.

„Es ist“, expliziert Herbert Marcuse in „Der eindimensionale Mensch“7, von dem axialen Zeitpunkt an, an dem der (sog.) „Operationalismus ins Zentrum wissenschaftlichen Unternehmens tritt“(Marcuse, S. 170) -gerade- ihr

neutraler Charakter, der die Objektivität mit einem spezifischen geschichtlichen Subjekt(!) verbindet.“(H. Marcuse. Der eindimensionale Mensch. S. 170f)

In der „Techno-logie“(ebd. S. 170) ist also der -Heidegger- „Wandel des Bezugs zu den Gegenständen“(Heidegger, S. 19) schon seit langem vorbereitet, der sie erst, wie Heidegger in der „Satz vom Grund“ glaubhaft machen will, im Zeitalter der „modernen Atomphysik“(ebd.) ereignet.

„Wissenschaftliche Rationalität“(Marcuse, S. 171), deren „Neutralität“(ebd.) positiv gewertet wird -und ihre technische Erfindung: die Maschine- wird nach Marcuses gesellschaftstheoretischer Explikation zur Basis einer -potentiell- freien, gleichzeitig aber funktional organisierten Gesellschaft.

Die „Maschine“ ist nicht das funktionale Paradigma einer -kognitiven- Repräsentation von „Gegenständen“, sondern das -Instrument- einer, wovon H. Marcuse in „Der eindimensionale Mensch“ überzeugt ist, „politischen Macht“(H. Marcuse. Ebd. S. 23).

„Politische Macht“, so Marcuse wörtlich,

„setzt sich heute durch vermittels ihrer Gewalt über den maschinellen Prozeß und die technische Organisation des Apparats (sic)... Das rohe Faktum, daß die physische (...) Gewalt der Maschine die des Individuums und jeder besonderen Gruppe von Individuen übertrifft, macht die Maschine in jeder Gesellschaft, deren grundlegende Organisation die des maschinellen Prozesses ist, zum wirksamsten politischen Instrument.“(ebd. S. 23)

Diese -immanente- Tendenz ist nach Marcuses Ansicht aber nicht nur „umkehrbar“(ebd.), mit dem Ziel, den Menschen etwa von der „Arbeit“ zu erlösen(!), sondern auch von der -Marcuse- re-mythologisierenden „Mystifizierung“(ebd. S.204), die mittels der „totale(n) Mobilisierung der materiellen und geistigen Maschinerie ... über die Gesellschaft installiert“(ebd.) worden ist.

Als Beispiel hierzu nennt Marcuse das

„wissenschaftliche Herangehen an das quälende Problem wechselseitiger Vernichtung- die Mathematik und die Kalkulationen des Tötens(sic) und mehrfachen Tötens.“(Marcuse, ebd.)

Ein -anders geartetes- sozioökonomisches Faktum, das die Politik zu „externen Eingriffen“(N. Luhmann. Die Wirtschaft)8 nötige, um einer tendentiellen „Instabilität“(ebd. S. 28) z.B. „Konjunkturschwankungen“(ebd.) entgegen zu wirken, sind (sog.) „Trivialmaschinen“(ebd. S. 28), deren ungeregeltes „Wirken“(ebd. S. 29) generelle „Instabilitäten“(ebd.) nach sich zieht.

So wird im „Gegenstandsbereich“(Heidegger) der Ökonomie deshalb der -Faktor- „Knappheit“(ebd.) politisch entweder auf der einen oder anderen Seite des -Binärschemas- von Angebot und Nachfrage eingesetzt, weil, so Luhmann:“anders Knappheit als stabiler Orientierungsfaktor des Systems nicht sichtbar werden kann“(ebd. S. 29).

„Und in der Tat“, fügt Niklas Luhmann in „Die Wirtschaft der Gesellschaft“ hinzu, „scheint die politökonomische Aufteilung der Welt genau diesem Prinzip zu folgen.“(N. Luhmann. Die Wirtschaft der Gesellschaft. S. 29) E.B.