Elena Becker MA

Familienchronik (3): die „Hager“- Wandel und andere verwandte Varianten

>> Ein (sog.) Bildungsbürger assoziiert den Namen „Novalis“ sofort mit Romantik und, wenn es ein wenig darüber hinaus geht, mit dem Symbol der „Blauen Blume“, die, wofür steht? Ach ja, für die Unendlichkeit und die ewige Suche nach dem Wissen der Natur, in dem sich der Mensch unaufhörlich verändert, verwandelt, in vielfältigen Variationen erscheint. Novalis, der sich eines Pseudonyms bediente, hieß in Wirklichkeit Friedrich von Hardenberg, indessen sein Romanheld „Heinrich von Hag“ eine „historische“ Gestalt war, die auch wirklich den Namen „Heinrich von Hag“ trug. Über diesen legendären Namensträger weiß man, er sei, neben dem weitaus berühmteren Walther von der Vogelweide, ein Dichter und jedenfalls ein Minnesänger, der einen spektakulären Auftritt beim anno 1206 zu Wartburg stattgefundenen „Contest“ absolvierte, der ihn, will man den damaligen Berichten Glauben schenken, beinahe das Leben kostete, als er, etwas zu wagemutig oder naiv, nicht den dortigen Thüringer Landesherrn lobpries, sondern seinen eigenen, nämlich den österreichischen Herzog.

Dies wurde prompt als Provokation verstanden und verlangte den Einsatz eines Schlichters. Heinrich von Hag kam also nicht nur unbeschadet davon, sondern erlangte auch noch Ruhm, der ihm auf lange Zeit vorauseilte.

In der deutschen Literatur ist Heinrich von Hag seither also als „authentische“ Romanfigur bekannt, während man ihn als Dichter zumindest in Deutschland kaum rezipierte. Anders hingegen in Österreich bzw. auch erst aufgrund dessen, daß man ihn seit neuestem als Autor mit der „Nibelungensage“ in Verbindung bringt, wofür R. Dattenböck plädiert.

In der Literaturwissenschaft war bis dahin nur soviel bekannt, daß dieses in einem speziellen Versmaß verfaßte „Lied“ im 13. Jahrhundert entstand und zwar im Donauraum, wo man -auf der Burg Prunn, die den Hager Grafen gehörte- in einer Abschrift gefunden hat. Da auch dessen Mutter, Ava von Pöchlarn, die auch als Ava von Melk oder -einfach- „Frau Ava“ in Erscheinung tritt, als, und zwar „erste Dichterin“ galt, konnte der Abkömmling dieser Familie also in den „engeren“ Verdacht geraten, der Urheber dieses Werkes zu sein. Hier sei allerdings der Hinweis angebracht, daß die Nibelungensage wenn nicht auf einer (skandinavischen) Sage beruht, so eine dortige „Variante“ besitzt. Die in deutscher Sprache verfaßte Nibelungensage, die es leider verwehrt, aus einer neutralen Perspektive insbesondere über ihre „Wirkungen“ zu urteilen, könnte die Vorlage und ihre Figuren u.a. ein König namens „Adli“, aus dem später „Attila“, der Hunnenkönig wurde, readaptiert und auf die Geschichte der „Burgunder“ übertragen haben.

Falls man darüberhinaus nicht behaupten will, was aber nicht auszuschließen ist, daß nur Personen, die einen ähnlich klingenden Namen wie „Heinrich von Hag“ besaßen, ein besonderes Interesse an der „Nibelungensage“ hegen, sollte der Name des Herausgebers, Heinrich Friedrich von Haagen, der das Werk im 19. Jahrhundert editierte, nicht gänzlich unerwähnt bleiben. Unbestritten war Heinrich von Hag, der aus „Ofterdingen“ bei Haag (Obb.) stammte, eine für damalige wie heutige Zeiten schillernde Person, die, wie man ihn in einem ihm zu Ehren angefertigten Denkmal nicht zu unrecht darstellt, ein wenig „quer“ zu seinen übrigen Standesgenossen stand oder vielleicht sogar : kopfüber. Weshalb man aber die Nibelungensage in der äußerst weitverzweigten Familie „von Hag“, die mindestens zwei Stammsitze, Haag am Inn sowie auch aller Wahrscheinlichkeit nach, Haag an der Amper verfügte, aufbewahrte, kann auch mit einer besonderen Affinität der „Hags“ oder ursprünglich: „de Haga“ zusammenhängen, deren erster Stammvater um das Jahr 987 als „Hunninger de Haga“ auftaucht. Der Vorname „Hunninger“, der deutlich an die „Hunnen“ anlehnt, war nicht der einzige, der eine, nicht zwingend genealogische, aber relationale Namensverwandtschaft erkennen läßt. Auch die Söhne Hunningers trugen Namen wie Hunniflor u.ä. , was vielleicht den Schluß darauf zuläßt, daß die „de Haga“, die, wie R. Münch vermutet, an der sensiblen Außengrenze zur Abwehr gegen etwaige (Hunnen-?) Einfälle eingesetzt wurden, ursprünglich ostgotische „Skiren“ waren, die mit den Hunnen zuvor eher alliiert gewesen waren.

Die „Ritter von Hag“, die zunächst auf der Burg in „Haag“ (am Inn?) saßen, sind in vielfachen Urkundenbelegen nachweisbar und traten in Aktion: als Ritter, aber auch als Erbauer von Burgen (u.a. Tittmoning bei Laufen), als sog. „Traditionszeugen“ (von Baumburg etc.), als „Ministerialen“ d.h. zumeist Vögte und Richter.

Es ist zu vermuten, daß auch ein gewisser „Siboto (II) von Hag“ bzw.„de Hecelin“, der als der Bruder des Richters bezeichnet wird, der in „Hegling“ (bei Bad Aibling) residiert, zwischen 1235 und 1260 in dieser Funktion dem Scheyrer Kloster von Herzog Ludwig dem Strengen, wie es in der urkundlichen (evtl.) mißverständlichen Beschreibung dieses Vorgangs in den „Monomenta Boica“1 heißt, mitsamt drei „Benefizien“ zum „Eigentum“ gegeben wird, was den heutigen Grundsatz der „freien Gerichtsbarkeit“ nachträglich noch in Frage stellt.

Daß es sich bei Siboto, der auch in der Region um Linz als Richter in Erscheinung trat, um einen der von Hag handelte, läßt sich einigermaßen sicher behaupten. Darüberhinaus könnten die beiden Brüder anhand ihrer Vornamen auch zu den Gründern des bei Allentsteig gelegenen Klosters Zwettl gehören, die zu diesem Zeitpunkt den „weiteren“ Namen „von Pottendorf“ trugen und den „Aribonen“, einem von Österreich (!) nach Bayern, also genau umgekehrt, ausgewanderten Zweig der „Huosi“- Familie, zugeordnet werden, somit den früheren Herzögen Bayerns (bis zu einem Herzog Hartwig II). Dies würde auch endlich Licht in die Verbindungen zum Ort Scheyern bringen, zumal das Scheyrer Wappen mit dem der Aribonen übereinstimmen soll.

Hartwigs - eigenes- Wappen, das zwei „waagrecht“ übereinander gekreuzte Hacken (?) zeigt, wird, nebenbei, von einem Ort namens „Haag“ in der Schweiz bis heute als Ortswappen geführt. Wie die meisten Ortschaften diesen Namens allerdings leitet sich das schweizer „Haag“ (irrtümlich) von dem „alemannischen“(!) Nomen „hag“ ab und soll demzufolge ursprünglich soviel wie Wald heißen. Dazu noch weiter unten.

Gleichzeitig und des öfteren aber waren sie Dichter und (v.a.) Dichterinnen wie Ava von Pöchlarn und später Julie Hager von Allentsteig, die im Jahr 1879 als Hofdichterin in Wien lebte und eine Zeitgenossin der österreichischen Kaiserin (und Dichterin!) Elisabeth („Sissi“) von Österreich war. Julie Hager, wie die Kurzform des Namens des aus den „Hagern“ neben weiteren (von Lichtenhag, von Luftenberg, von Hardenberg!) hervorgegangenen Seitenzweigs der Hagers von Allentsteig (in Österreich) lautete, war eine „Romantikerin“ wie Novalis und widmete ihre oft „botanisch“ betitelten Gedichte einer humanistisch interpretierten Naturharmonie. Dabei erinnerten schon die Namen der Burgen, Güter und Schlösser beinahe poetisch an Elemente der Natur: Windhag, Lichtenhag etc. Idealisten -oder politische Taktierer?- waren die Hager auch zur Zeit der Reformation.

Nicht wenige von ihnen „setzten“ auf die Partei der Protestanten, die in Deutschland wie in Österreich seinerzeit immer mehr Anhänger gewannen. Dabei gerieten sie des öfteren mit den -österreichischen- Herzögen aneinander, nachdem sie sich um das Jahr 1200 in Österreich niederließen, aber nach wie vor in Altbayern in diversen Funktionen auftraten und -offenkundig- Besitzungen wie um Scheyern (Obb.) unterhielten. Solche „Besitzgemeinschaften“ mit weit verstreuten Hofgütern („Huben“) waren auch bei den „Haagern“ an der Amper nichts ungewöhnliches, die noch im 15. Jahrhundert im ca. 50 km nördlich gelegenen Landkreis (Pfaffenhofen) in den Urbaren als Besitzer genannt werden wie einer der „Oeder zum Haag“, die im Kreis um Freising lebten.

Ob aus wahrer Überzeugung oder einem politischen Poker, der nicht aufging: einer der Vertreter der Hager zu Allentsteig mußte tatsächlich sein Leben lassen, als er sich weigerte, zum Katholizismus zurück zu konvertieren. Ein weiterer, der, allerdings nach einem langen und vermutlich friedlichen Leben bezeichnenderweise im „Mühltal“ um Allentsteig begraben wurde, liefert dadurch ein Indiz auf eine seit dem 16. Jahrhundert aufkommende, technisch revolutionäre Einnahmequelle, die zugleich ein Privileg, ähnlich wie das Münzrecht darstellte, das die Hager in Österreich (nach R. Münch) besaßen.

Daß die Hager auf -möglichst viele- einträgliche solcher Einnahmequellen angewiesen waren, lag vielleicht auch an dem Umstand, daß sie, ohnehin eine Großfamilie, z.T. auf eine Zahl von bis zu 21 Kindern kamen, die von einem einzigen, mehrfach verheirateten Vater stammten, der außerdem ein polyglotter Europareisender war.

Es ist dann eigentlich nicht mehr verwunderlich, wenn sich weitere oder besser: weitläufig verwandte Mitglieder aus dieser Familie sehr verstreut in der Region Altbayern und Niederösterreich -bis heute- finden lassen, die sich nicht nur auf eine zufällige Namensähnlichkeit gründen, die, wie die zugehörige (Halb-)Wissenschaft der „Onomatik“ belegt, den Ursprungsnamen ebenso variieren, alterieren oder „aliterieren“ wie dies schon innerhalb der vielen Generationen und Seitenzweige der „Dynastie“ (R. Münch) der „de Hagas“ der Fall war, wobei aber gerade gleich lautende, „familientypische“ Vornamen noch auf eine gemeinsame Geneaologie hindeuten. Diese sind, in der adligen Familie wie in denjenigen, die ohne ein „von“ lediglich noch (österreichisch) „Ha(a)g“-er oder im bayerischen „Dialekt“ und unter „Berücksichtigung“ der regionalen Neigung zu (sog.) Diminutiven, Hagl heißen, allerdings häufig auch „einfache“ Namen wie Hans bzw. Hanß, Veit oder Vitus, bei männlichen Personen und analog bei Frauen z.B. Anna, Maria, Ursula.

Die adligen Familienvertreter unterscheiden sich von den nicht (mehr) Adeligen etwa in Scheyern/ Bayern lediglich dadurch, daß sie über mehrere, mindestens drei Vornamen verfügen. Aber man kann noch weiter gehen und -anhand des einen oder anderen Namensträgers- eine eindeutig chronifizierbare Überschneidung feststellen: so könnte es sich bei dem um 1560 als Besitzer von Allentsteig und im gleichen Jahr verstorbenen „Veit Hager“ einwandfrei um „Vitus Hatzl / Hagl“ handeln, der, ebenfalls 1560 in Scheyern als Besitzer eines dortigen Hofgutes eingetragen ist, das exakt 300 Jahre zuvor einem der Vorfahren der Allentsteiger, Albert von Hag gehörte, nachdem es,urprünglich Eigentum eines „Merbot von Bachern (Hag/Hachern?)“, diesem und seinen „Erben“ zum dauernden Besitz verliehen wurde. Wie den „von Allentsteiger“, die ihre Hofgüter nicht kontinuierlich besaßen, sondern zeitweise verlustig gingen und neu erwarben, erging es wohl nicht anders den bäuerlich lebenden Angehörigen der Familie „Hag/l“ in der bayerischen Region um Scheyern/ Pfaffenhofen, die des öfteren auf den selben Hofgütern wieder als Besitzer oder zuvor, (Erb-?)Pächter erscheinen, die, einige Jahrzehnte oder Jahrhunderte vorher, einem Vertreter der Familie „von Haag“ gehörte.

Womöglich befand sich auch eine Mühle, die sog. „Hatzlmühle“ im Besitz derjenigen Erben, die einen der „Oeder zum Haag“ beerbten. Wer sich jedoch auf die Suche nach dieser, ursprünglich in einem von zahlreichen Mühlen flankierten Gebiet bei einem Ort namens „Nörting“ (bei Geisenfeld) begibt, muß sich zunächst zwischen zwei genau entgegengesetzten Richtungen entscheiden, da es nicht nur zwei „Haags“, sondern, wie in einer spiegelbildlichen Verdoppelung, auch zwei „Hatzlmühlen“ und zwei „Nörtings“ gibt, von denen die zweite Dublette in der Nähe Haags an der Amper bzw. am Inn liegt.

Was -wieder- scheinbar nur ein rätselhafter Zufall ist, für den die Haager offenbar ein symbolisches Zeichen, nämlich (u.a) ein Wappen mit dem Symbol einer Windmühle(?) hinterließen, läßt auf einen Gründungsprozeß schließen, bei dem die -von Süden nach Norden- gegründeten Orte jeweils dieselben Namen, Haag und weitere Doppelungen wie ein in der Nähe jeweils gelegenes Kirchdorf erhielten, aus dem die vermeintlichen „Nachfolger“ der Haager, die Linie der Fraunberger von Hag ursprünglich stammten.

Über diese Grafen und ihren einzelnen Mitgliedern ist in der Historie mehr publiziert worden als über ihre „Vorgänger“, die nach Österreich auswanderten und schließlich, wie die Fraunberger, angeblich tragisch „ausstarben“, was einer Vergesellschaftung des Kulturguts der Hager „Geschichte(n)“ sehr zuträglich ist.

Man kann jedoch aufgrund der zentralen „Verteilung“ der Namensmitglieder „ohne von“ Hag (l) u.ä. eine Wahrscheinlichkeitsannahme treffen, wonach die Nachfahren der „von Hags“ bis heute in Bayern v.a. im „kartografischen“ Raum um Pfaffenhofen, Freising, Ingolstadt und Landshut anzutreffen sind, die, allerdings, im Gegensatz zu den adligen Verwandten in Österreich, nach dem im Mittelalter durchgängig angewandten Erbschaftsrecht „außer Stande“ waren, diese, außer als Erbpächter zu beerben, wenn ein Elternteil, etwa die Mutter nicht zum adligen Stand gehörte und somit auch die Kinder daraus ausgeschlossen wurden, auch wenn der Vater den Namen „von Hag“ trug.

Ob dies der Fall war, läßt sich nicht ohne einen dahingehenden Eintrag in den (sog.) Urbaren ermitteln, die meist von Gemeinden oder Klöstern erstellt wurden und hauptsächlich nur den Pachtzins vermerkten, der von einem „Pächter“ auf dem entsprechenden Hofgrund aufgebracht werden mußte, z.B. 20 Pfennige und 3 Hühner oder, „charakteristisch“ für eine Hube, 7 Schillinge, die jährlich zu entrichten waren. In der Regel fehlen jegliche Angaben zur Person des Pächters, abgesehen von dessen Namen, auf den der irgend eines anderen folgte.

Bei, nach Vergleichen mit österreichischen oder anderen Quellen wie aus dem Kloster Baumburg ohne Zweifel als Angehörige der „von Hag“ identifizierbaren Namensträgern wie Albert oder Heinrich von Hag, die in den Einträgen des Historischen Altas Pfaffenhofen als „Dienstleute“(!) bezeichnet werden, entfällt z.T. notorisch der Titel bzw. das komplettierende „von Hag“.

Daß diese als Dienstleute der „Grafen von Valley“ oder „Ortenburger“ bezeichnet werden, trägt dem Umstand der (sog.) „Villikationsrechtes“ Rechnung, wonach der Adel, oft gegenseitig, als Traditionszeuge oder in anderen „Diensten“ und Funktionen eintrat.

Die Familienzweige, die im Umland von (z.B.) Scheyern lebten, wechselten sich von einem Hofgut auf das nächste und dies auch in der Schreibweise ihre Nachnamens: Hag, Haß (mit langem a-Vokal), Has, Haas und wieder Hag(l). Diese, tatsächlich nur Variationen, gehen allesamt auf die Wortwurzel „Hag/c“ zurück, wobei weder ein Wald- und Wiesentier namens „Hase“, der sich außerdem etymologisch ebenfalls von „Hag“(!) ableiten läßt, Pate stand noch eine emotionale Antipathie, die sich in einer Namensgebung verfestigte.

Das Grund- und aller Wahrscheinlichkeit nach „Urwort“ (hag) kommt in vielen u.a. orientalischen Sprachen nachweisbar wie „hagios“ oder z.B. „haggada“ vor, meist in der semantischen Bedeutung von „heilig“ oder „Sinn“ bzw. denken(!). Das phonetische, als Konsonantenverschlußbildung einerseits und Verschleifung von z, g, und anderen Konsonanten zu einem scharfen oder doppelten „Zischlaut“ andererseits bekannte Phänomen, das ab dem 13. Jahrhundert die Entwicklung vom Mittelhochdeutschen zum Neuhochdeutschen einläutet und zäsuriert, führte dazu, daß die „verschieden“ klingenden Nachnamen als verschiedene Herkunftsnamen gedeutet und -falsch- gedeutet wurden.

Während die „Hager“ mit einem „Hanns Hager“ erstmals 1364 als Besitzer von „Allentsteig“ erscheinen, waren vermutlich ihre „Namensvettern“ unter dem Namen Hans Haß „einfache“ Pächter auf dem, nach einer Quelle 1360-9 an das Koster Scheyern verkauften Teilstücks der (sog. ) „Plamoserhube“, dem nach einem Vitus bzw. Veit benannten „Veichtmeierhof“. Die in Österreich lebende Verwandtschaftsseite „blühte“ auf und stieg in der Hierarchie des österreichischen Adels, trotz des einen oder anderen „Rückschlags“, bis zur Hochadelsspitze auf und war u.a. auch an politischen Staatsaktionen und -entscheidungen wie dem „Wiener Kongreß“ beteiligt, bei dem ein „von Hager“ mit am Verhandlungstisch saß bzw. „tanzte“. Mit Julie Hager von Allentsteig wird das vermeintliche Ende der Dynastie datiert, das aber wohl nur das Ende einer an interessanten, talentierten und -v.a.- hoch gebildeten, im heutigen Sprachjargon: „Vips“ bedeutete.

Die weitläufigeren Verwandten oder nicht-mehr- Namensträger, die evtl. über die gleichen Anlagen und Begabungen verfügten, aber sie mangels „Bildung“ nicht entfalten konnten, lebten indessen von ihrem „Tagwerk“ als Bauern und gerieten in Vergessenheit bzw. konnten ihren Stand nicht weiter „halten“.

Da der dreißigjährige Krieg von 1618-48 in ganz Europa nahezu die gleiche Verwüstung anrichtete und, z.B. in Allentsteig genau wie in Scheyern ca. dreiviertel des ganzen jeweiligen Dorfes, Häuser wie Bewohner vernichtete und tötete, kann dieses Desaster nicht einzig und allein dafür verantwortlich sein.

Dieser Zerfall ein und derselben, einerseits über lange Zeit vom Glück und „Schicksal“ begünstigten Familie mit vielen herausragenden, v.a. nach heutigem Selbstverständnis interessanten „Charakteren“, um die sich Sagen und Legenden woben und die deswegen, nicht nur einmal zu Romanhelden „verarbeitet“ wurden, andererseits vergleichsweise unscheinbaren Namensvettern, die keinen Bildungszugang hatten und keine, irgend nachvollziehbaren „Persönlichkeiten“ ausformen konnten, ist aber wohl einzig(?) in der Entwicklung der „individuellen“ Gesellschaft, die sich, v.a. seit der Entstehung der Städte, dasjenige kulturelle Erbe zueigneten, das diese hinterließen. Elena Hagl- Becker